TO|YS ON TOUR



TO|YS ON TOUR

*Trash Of Your Society

Künstlerische Müll-Forschungs- und Handelsreise durch Österreich – Italien – Marokko – Westsahara – Mauretanien – Mali – Burkina Faso – Benin – Togo – Ghana – Nigeria (2009/10).

TO|YS ON TOUR ist ein interdisziplinäres und grenzüberschreitendes soziokulturelles Projekt, das sich als Brückenschlag zwischen Kunst, Journalismus, Wissenschaft, Wirtschaft, und sozialpolitischem Engagement versteht und sich so mittels verschiedener kreativer, dokumentarischer und analytischer Methoden dem Thema der Definitionen und Umgangsformen von „Abfall“ in verschiedenen gesellschaftspolitischen und sozioökonomischen Kontexten annähert.

Die Tour

Am 21. November 2009 startete das Team der Mehrsparten-KünstlerInnen mit einem umgebauten Militär-LKW Steyr 680 von Graz nach Afrika. Zuvor wurde mit einem öffentlichen Aufruf „Müll für Afrika“ gesammelt. Dieser Müll wurde im Laufe der Reise getauscht und verkauft. Im Gegenzug dazu wurde afrikanischer Müll gesammelt – auf Mülldeponien, am Straßenrand, am Strand und in der Wüste. Gesucht wurde der „typische“ Müll, aber auch ästhetisch interessante Objekte. Ein Augenmerk lag auf Elektroschrott aus den westlichen Industrieländern. Besucht wurden Personen, Organisationen und Kollektive, die sich mit dem Recycling von Müll beschäftigen: sowohl lokale und internationale NGOs, selbständige KleinunternehmerInnen als auch KunsthandwerkerInnen und KünstlerInnen. Am Ende der Reise wurde die städtische Müllabfuhr der 18 Millionen Einwohner Metropole Lagos besucht und dokumentiert.

Was ist Abfall und wie wird damit umgegangen?

Prinzipiell weist Abfall keine bestimmten Eigenschaften auf, sondern steht lediglich für ein dynamisches Verhältnis zwischen unnütz und nützlich. Die im Herbst/Winter 2009/2010 durchgeführte Feldforschungsreise hat klar gezeigt, dass das was als nützlich/nutzlos definiert wird, überaus variabel und beliebig ist und von sozialen und gesellschaftlichen Verhältnissen abhängig ist. Symptomatisch für die Industriestaaten der Ersten Welt ist daneben der Bezug von wertvollen Rohstoffen (z.B. Kakao, Diamanten, Gold, Erdöl oder das für die Handyindustrie wichtige Tantal aus dem Kongo), die unter ausbeuterischen Bedingungen und ohne Gewinnbeteiligung des Großteils der Bevölkerung gewonnen werden. Nach dem Gebrauch landet ein großer Teil des nicht verwertbaren Mülls der Ersten Welt wieder in Afrika, alleine in Lagos pro Monat rund 500 Schiffscontainer mit Elektroschrott. Dieser Elektroschrott und seine gefährlichen Giftstoffe wie Blei, Cadmium oder Quecksilber werden in der Folge auf offenen Müllhalden „entsorgt“. Insofern dokumentiert dieses Projekt klar das Verhältnis von produzierenden und konsumierenden Zentren zu der Rohstoff liefernden und zuletzt Müll lagernden Peripherie. Weiters werden lokale wie globale Zusammenhänge in der Produktion und Entsorgung von Müll künstlerisch aufgearbeitet und in folgenden Ausstellungen und Workshops vermittelt.

Kunst und Abfall

Seit den 50er Jahren setzen KünstlerInnen die am Ende der Konsumkette unserer Warengesellschaft stehenden Produkte Müll und Abfall als ästhetische Instrumente in ihrer künstlerischen Arbeit ein. Seit den 60er Jahren geht es in der Kunst nicht mehr ausschließlich um Produkte, in der Konzeptkunst stehen Ideen, Aktionen und künstlerische Prozesse im Vordergrund. In der Folge entwickelte Joseph Beuys den Begriff der „sozialen Plastik“, einer Kombination von sozialem Handeln und dem Begriff Plastik, der ein modellierfähiges und formbares Gebilde benennt und mit der Wahrnehmung der Gesellschaft gleichzusetzen ist. Parallel zu unserer „westlichen“ Kunstpraxis wird in der zeitgenössischen afrikanischen Kunst massiv und vielfältig mit Müll als unerschöpflicher Ressource gearbeitet. Proponenten der afrikanischen Trash Art wie Romuald Hazoumé, Dilomprizulike (Junkman of Africa) oder El Anatsui finden sich in europäischen und amerikanischen Museen ebenso wie auf der documenta oder der Biennale in Venedig. Kunsthandwerk aus Müll bestimmt große Teile der afrikanischen Souvenirmärkte. TO|YS ON TOUR kombiniert das Material „Müll“ mit der Betrachtung sozio-ökonomischer Prozesse und begab sich dazu exemplarisch auf die Reise nach Afrika: von Österreich bis Lagos, Nigeria. Müll diente dabei als Storyline und Methodik zum Erforschen globaler sozioökonomischer Realitäten über verschiedene Kulturen.

Wissenschaft und Abfall

Unter Garbology (vgl. engl. garbage = Müll) versteht man die wissenschaftliche Beschäftigung mit Müll bzw. Aussagen über Gesellschaften durch das (gegenwarts)archäologische Studium von Müll bzw. Mülldeponien. Eingeführt wurde die Garbology durch den Wissenschafter Bill Rathje, welcher bereits in den 1970ern an der University of Arizona das Forschungsprojekt „Le Projet du Garbage“ startete. Rathje geht davon aus, dass die Materialkultur einer gegenwärtigen Gesellschaft in gleicher Form von ArchäologInnen untersucht werden kann, wie die Reste von längst vergangenen Kulturen.

Die Aktie

IPO Roadshow im Baumkirchnerzimmer, Rathaus Graz Donnerstag 5. 11. 2009, 13:00 – 15:00 Uhr – Läuten der Börsenglocke zum offiziellen Handelsbeginn Das Unternehmen präsentierte sich mit seinem Transaktionsvehikel (TAV) am Grazer Hauptplatz. Zur Aufstockung des Stammkapitals wurden Müllspenden für Afrika gesammelt. Wir bitteten um repräsentativen Müll der österreichischen Volkskultur, damit wir beim Handel auf den afrikanischen Märkten mit diesem Kulturexport einen möglichst großen Gewinn erzielen. Volksaktien zu 35,- Euro berechtigen zum Bezug einer „Dividende“ in Form einer in Plastik eingeschweißten Einheit Müll aus Afrika. Die Fundstücke wurden datiert und nummeriert. Nach der Rückkehr werden sie in einer Aktionärsversammlung entsprechend der Aktiennummern ausgeschüttet.

TO|YS ON TOUR – VORSTAND:

Eva Ursprung – Chief Executive Officer

Igor F. Petkovic – Chief Financial Officer

Stefan Schmid – Chief Marketing Officer

Manuel Lukas – Chief SVP Technology

Joachim Hainzl – Chief Scientific Counsellor

Maryam Mohammadi – Chief Scientific Counsellor

Den prospektiven Aktionär/innen winken bei diesem Unternehmen gesicherte Dividenden afrikanischen Mülls. Da wir auch gezielt Kleinanleger/innen ansprechen wollen, garantiert der Straßenverkauf unserer Volksaktien um wohlfeile 35,- Euro bereits den Bezug einer durch uns importierten Mülleinheit aus Afrika.

Links:

http://toysontour.mur.at

http://www.toysbackhome.org

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